Avantgarden in Westfalen? -- Die Moderne in der Provinz 1902 - 1933 – Buch gebraucht kaufen
Möchten Sie selbst gebrauchte Bücher verkaufen? So einfach geht's …
dieses Buch wurde bereits 77 mal aufgerufen
Versandkosten: 5,30 € (Deutschland)
gebrauchtes Buch
3870231440
(ISBN-13: 9783870231446)Umgekehrt sah man gerade in der kunstgeographischen Randlage und der fehlenden kulturellen Institutionalisierung einen Vorteil für die Etablierung undogmatischer, kreativer Kunstäußerungen, ja man konstatierte für das beginnende 20. Jahrhundert einen »überraschenden Aufruf der Kräfte« unter der lokalen Künstlerschaft - und das nach jahrhundertelanger Teilnahmslosigkeit am aktuellen Kunstgeschehen.2 Vor dem Hintergrund dieser zuletzt von Große Perdekamp und Wille geäußerten Thesen erscheint es sinnvoll, eine »Infrastruktur« zeitgenössischer Kunstproduktion für die westfälische Provinz nachzuzeichnen.
Schon ein Blick auf das Ausstellungswesen der hier zu betrachtenden Region nach dem Ersten Weltkrieg macht deutlich, daß es bereits den Zeitgenossen ein Bedürfnis war, eine »westfälische Moderne« zu definieren. Allein die fast jährlich abgehaltenen Großen Westfälischen Kunstausstellungen der 1921 ins Leben gerufenen Vereinigung Westfälischer Künstler und Kunstfreunde lassen in dieser Hinsicht auf ein reges Interesse schließen.3 Zeit-
Einführung gleiche Präsentationen zum Thema waren die von Hermann Ehrenberg und Alfred Flechtheim 1920 für den Westfälischen Kunstverein organisierte Ausstellung »neuerer Malerei und Plastik westfälischer Künstler« in der damaligen Provinzialhauptstadt Münster (darunter Werke von Walther Bötticher, Eberhard Viegener, Max Schulze-Sölde und Will Lammert), der 1925 eine Kollektivausstellung zum Soester Künstlerkreis um Wilhelm Wulff und Wilhelm Morgner folgte. 1931 wartete die große Jubiläumsausstellung des Westfälischen Kunstvereins »mit ausgewählten Werken bedeutender westfälischer Künstler der Neuzeit« auf. Zu jener Zeit trug sich die westfälische Provinzialverwaltung in Münster sogar mit Plänen zum »Aufbau einer musealen Sammlung der Gegenwartskunst«, die jedoch 1937 mit der offiziellen Verfehmung »entarteter« Kunst zum Erliegen kamen.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg klärte sich mit der zeitlichen Distanz der Blick für die nicht unproblematische Verknüpfung Westfalens mit der Moderne. Offenkundig wird das in den vorsichtigen Titulierungen damaliger Ausstellungen: 1951 zeigte die Kunsthalle Recklinghausen »Westfälische Kunst der letzten 50 Jahre«, zwölf Jahre später wurde im selben Haus nach »Westfalens Beitrag zum 20. Jahrhundert« gefragt. Hauptsächliches Auswahlkriterium für beide Veranstaltungen war der westfälische Geburtsort der ausgewählten Künstler, folglich mußte auch der aus Meschede stammende August Macke berücksichtigt werden. Hierin offenbart sich ein erstaunlich zähes Festhalten an Konzepten, die bereits für die Ausstellungen der Zwanziger und Dreißiger Jahre galten und an denen sich noch Nachkriegspublikationen wie Adolf Henzes »Westfälische Kunstgeschichte« orientieren.
Das Verdienst nachfolgender Schauen war es; sich von der Propagierung eines landschaftsgebundenen Stils klar distanziert zu haben. Die 1981 in Recklinghausen gezeigte Präsentation »Westfalen. 20. Jahrhundert« sowie die Ausstellung »Expressionismus und Westfalen« 1991 in Münster hatten vielmehr das Ziel, die Vielschichtigkeit und Vielsprachigkeit des damaligen Kunstschaffens herauszustellen, ohne damit eine regionale Eigenständigkeit innerhalb der deutschen Kunstgeschichte propagieren zu wollen.
Diesen Ansatz nimmt die jetzige Ausstellung auf und erweitert ihn zugleich. Ihr ambitionierter und bewußt als Frage formulierter Titel will den Blick auf die künstlerischen Avantgarden in der preußischen Provinz Westfalen zur Zeit der späten Wilhelminischen Ära und während der Weimarer Republik lenken, auf jene - bleibt man bei der aus dem militärischen Sprachgebrauch entlehnten ursprünglichen Bedeutung - »Stoßtrupps«, die quasi als regionale Vorhut von Westfalen aus in zentrale Kunstmetropolen wie Berlin, Dresden und München aufbrachen und dort mit ihren Werken auf überaus positive Resonanz stießen.5 Insbesondere die Kontakte nach Berlin, etwa zu Herwarth Waldens »Sturm«-Galerie, zu Adolf Behnes »Arbeitsrat für Kunst« sowie zur »Novembergruppe« belegen ein auf der Höhe der Zeit angesiedeltes und sich an der nationalen Avantgarde orientierendes Kunstverständnis westfälischer Künstler, das bisher zu oft unterschäTzt worden ist.
Umgekehrt hat eine Vorhut der Künstlerschaft aus den großen Kunstzentren den Weg in die Provinz gefunden, hat also auch Westfalen von der zeitgenössischen Streuung avantgardistischer Tendenzen profitiert.6 Neben Bielefeld waren insbesondere Hagen und Soest bevorzugte Anlaufstellen, um in der »Diaspora« Zurückgezogenheit und Konzentration zu suchen oder Förderung zu finden. Insbesondere die lokalen Aspekte modernen Kunstschaffens, seine Förderung und Akzeptanz abseits der großen, progressiven Kunstzentren stehen in den folgenden Kapiteln im Vordergrund. Diese Unterstützung vor Ort durch engagierte Künstler wie Förderer ist als Voraussetzung für den Erfolg der Moderne auf nationaler Ebene anzusehen. Die
Chance der Moderne im Deutschen Reich lag gerade in der Provinzialität der deutschen Ausstel-lungs- und Museumslandschaft; erst die erhebliche Ausweitung des Zugangs zu und der Konfrontation mit zeitgenössischer Kunst hat zu einem neuen Kunstverständnis in weiten Teilen des Bürgertums geführt.7
Natürlich hat die Gründung des Folkwang-Muse-ums in Hagen 1902 durch Karl Ernst Osthaus am Anfang dieser Betrachtungen progressiver westfälischer Kunst-Schauplätze zu stehen. 1912 erschien der 1. Katalog der Sammlung unter dem Titel »Moderne Kunst«, der u. a. Werke von Moissey Kogan, Walther Bötticher und Milly Steger verzeichnete. Daß der »Hagener Impuls« als mutiger Startschuß für die Etablierung und Anerkennung der Moderne in dieser Provinz zu gelten hat, zeigt allein das völlige Unverständnis der wilhelminischen Kulturverwaltung, die die Region Westfalen als Kunstlandschaft von Berlin aus quasi nur im äußersten Augenwinkel wahrnahm. Heute erscheint unvorstellbar, daß sich der Initiator des ersten Museums für moderne Kunst in Europa für diesen Schritt sogar zu öffentlichen Rechtfertigungen veranlaßt sah, in denen er von »einer ganz bewußten Erniedrigung der Provinz durch die Hauptstadt« sprach.8
Den Endpunkt des hier gezogenen zeitlichen Rahmens bildet der Beschluß zur Auflösung der 1921 in Gelsenkirchen gegründeten Vereinigung Westfälischer Künstler und Kunstfreunde durch die Reichskulturkammer am 28. Juli 1933. Die Vereinigung widmete sich der »Förderung der westfälischen Kunst und Künstler, Erweckung von Kunstinteresse und Kunstverständnis«, der die ab 1926 fast jährlich veranstalteten Großen Westfälischen Kunstausstellungen dienen sollten.9 Unter den Mitgliedern befanden sich von der ersten Stunde an Peter August Böckstiegel, Ernst Hase, Theo Hölscher, Heinrich Niedieck, Christian Rohlfs, Eberhard Vie-gener, Erich Lossie und Milly Steger. Zwei Jahre später hatte sich der Künstlerkreis schon wesentlich erweitert: Ernst Bahn, Bernhard Peppinghege, Josef Wedewer und Bernhard Bröker aus Münster, Paul Kottenkamp und Ernst Sagewka aus Bielefeld, Max Schulze-Sölde aus Haubinda sowie der Soester Wilhelm Wulff stießen dazu. In den folgenden Jahren rückten Bröker, Hölscher, Rohlfs, Wedewer und Viegener in die Ausstellungsleitung (Jury und Hängekommission) auf, was ihr Gewicht innerhalb der westfälischen Künstlerschaft jener Zeit verdeutlicht.
usw....
Zusatzinformation des Verkäufers
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Bücher über 5cm sind teilweise höher im Gewicht angegeben.
Sie können nur als Päckchen versandt werden.
Die Versandkosten nach Bestelleingang angepasst.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
PayPal nur ab einem Warenwert von 3,00€ + Versand.
Der Verkäufer bietet folgenden Rabatt.
Ab 10 Artikeln erhalten Sie die 2 günstigsten Artikel kostenlos.
Ab 20 Artikeln erhalten Sie die 4 günstigsten Artikel kostenlos.
Als Beispiel:
Wenn alle Artikel den gleichen Preis haben, würde der Rabatt umgerechnet 20 Prozent entsprechen.
Sofort bestellen | Anfragen | In den Warenkorb
Verwandte Artikel
Verkäufer/in dieses Artikels
Alle Angebote garantiert lieferbar
>> Benutzer-Profil (Impressum) anzeigen
>> AGB des Verkäufers anzeigen
>> Verkäufer in die Buddylist
>> Verkäufer in die Blocklist
Angebote: Bücher (11624) | Hörbücher (87) | Filme (187) | Tonträger (120) | Spiele (2)
>> Zum persönlichen Angebot von asamedien
Angebotene Zahlungsarten
- Banküberweisung (Vorkasse)
- (Vorkasse), ab 3,50 € Bestellwert
Versandkosten für Bücher
Versandkosten für Bücher gestaffelt nach Gewicht | |||
---|---|---|---|
Gewicht | Deutschland | EU | Welt |
bis 1000 g | 2,95 € | 11,00 € | — |
bis 2000 g | 5,30 € | 15,00 € | — |
bis 5000 g | 7,50 € | 17,50 € | — |
bis 10000 g | 11,00 € | 22,50 € | — |
darüber | 18,00 € | 42,00 € | — |
Bei gleichzeitiger Bestellung mehrerer Artikel bei diesem Verkäufer gilt für den Versand innerhalb Deutschlands: ab einer Bestellung von 2 Artikeln mit einem Gewicht von insgesamt zwischen 300 und 1000 Gramm wird ein fiktives Gesamtgewicht von mindestens 1001 Gramm zugrunde gelegt.
Zusätzliche Vertrags-, Versand-, Liefer- und Zahlungsbedingungen
Versand erfolgt nach Zahlung per Vorauskasse (Überweisung).Die Versandkosten gelten für unversicherte Sendungen der Post AG ohne Sendeverfolgung.
Falls eine versicherte Sendung gewünscht wird, erhöhen sich die Kosten.