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Schmoeker von
charlotte_30
aus der Sparte Romane/Erzählungen
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Diese Liste wurde 4 mal bewertet. Durchschnitt: 3,3 von max. 4 Sternen.
Die Zarentochter
Autor/in: Petra Durst-Benning
Der Roman „Die Zarentochter“ berichtet über die Kinder- und Jugendtage der Großfürstin Olga N. Romanowa. Der Autorin ist es gelungen diesen Zeitabschnitt bildreich zu beschreiben, dass man eigentlich sofort die Fortsetzung lesen möchte. Der spielerische und sensible Umgang mit dem Thema des Erwachsenwerden im 19.Jahrhundert zeigt, dass Petra Durst-Benning sich intensiv mit der Biographie ihrer Protagonisten auseinandergesetzt hat. Der Roman wurde in drei Teile gegliedert und jeder Teil wurde mit einen sinnlichen Gedicht von Shukowski eingeleitet, dies könnte als Hommage für den Dichter gedeutet werden. Ebenso ist es der Autorin gelungen ein literarisches Russlandbild, aus der Perspektive des Zarenhofes zu zeichnen, dieses ist verklärt und hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun, dennoch ist es dieses Bild, welches in den Köpfen schwirrt, wenn man an Russland denkt, das Elend der Menschen wird verdrängt, obwohl es allgegenwärtig ist.
Der Plot des Romans ist die Suche nach den Mann für Olga. Die Gefühle von Olga werden dabei nicht beachtet, sie soll politisch Klug verheiratet werden. Die Verlobte in Spe des Österreichers bleibt sie lange im Roman, erst auf den letzten Seiten und das fast schon im Schnelldurchlauf findet sie ihren Prinzen, ihre Bestimmung und nun beginnt ihr Leben in Württemberg.
Jede einzelne Figur, die im Leben von Olga eine Rolle spielt wird detailreich vorgestellt. Die Dialoge und Handlungsabläufe sind nachvollziehbar. Die fiktionalen und realen Bestandteile sind kaum voneinander zu unterscheiden und so scheint es, dass man die Vita von Olga liest.
Da es sich um einen Fortsetzungsroman handelt, ist eine eindeutige Wertung nur schlecht möglich. Der Roman „die Zarentochter“ liest sich flüssig, bleibt unvollständig, da die Autorin selbst im Schlusswort auf die Fortsetzung hinweist.
Strahlend schöner Morgen
Autor/in: James Frey
„Strahlend schöner Morgen“ steht für eine Metapher in zweierlei Hinsicht, zum einen gibt es in L.A. kaum einen Morgen der nicht strahlend schön ist, zum anderen verbirgt sich dahinter die Schattenseite der Stadt. Sie, die in den Klatschzeitungen der gesamten Welt immer strahlend ist, ist schmutzig, grauenvoll und bringt Unglück. Der Roman ist eine Hommage an die Stadt, wie sie wirklich ist. L.A. ist nicht nur Hollywood, sondern sie ist lebendig und eine fast normale Weltmetropole.
Die Storys sind der rote Faden im Roman. Manche Figuren liebt man und manche sind nervig. Esperanza ist eine Amerikanerin mit mexikanischer Abstammung und sie könnte den amerikanischen Traum leben, durch ihre äußerliche Missbildung entzieht sie sich ihm und findet erst am Ende des Romans ihren Traum und man wünscht ihr von ganzen Herzen, dass dieser wahr wird. Dylan und Maddie, die Figuren einer anderen Geschichte laufen von zu Hause weg und versuchen in der Stadt ihr Glück. Ihr Glück ist von kurzer Dauer, denn dass was sie nie gelernt haben, holt sie ein, man muss für seine Taten Verantwortung tragen. Old Man Joe und Amberton sind zwei weitere Figuren unterschiedlicher Geschichten, sie gleichen sich wie Tag und Nacht, durch sie erfährt der Leser von der dunklen Seite der Reichen und der Straße.
Neben diesen Storys zeichnet der Autor die Entwicklung der Stadt, die bei kleinen Ansiedlung beginnt und bei einer Metropole endet. Darin fließen Informationen ein, die zu einer Stadtgeschichte gehören, Bevölkerungszahlen mit ihren Abstammung, die Kriminalität, der Verbrauch von diversen Lebensmitteln etc.
Beeindruckt hat mich der Schreibstil des Autors, er reist den Leser mit, man möchte dieses Buch nicht mehr aus der Hand nehmen. Die Verbindung von Short Story und Information zur Stadt ist James Frey gelungen. L.A. ist durch dieses Buch realer geworden, sie ist für mich keine Stadt des Glamours und der Oskars mehr, sie ist vielmehr, sie lebt durch die Menschen die sie beherbergt. Der amerikanische Traum wird zwar nie verschwinden, vielleicht wachen einige Menschen auf und suchen ihren Traum andernorts und sind mit weniger zufrieden.
Submarino
Autor/in: Jonas T. Bengtsson
Der Roman von Bengtsson ist realistisch, benutzt keine Metaphern um die Wirklichkeit zu verschönern. Zwei biographische Erzählungen bilden den Plot des Romans. Der Ich-Erzähler dokumentiert das Leben der Brüder, wobei dieser im ersten Kapitel in die Rolle von Nick schlüpft und im zweiten Teil in dessen Bruder, der vom Autor keinen Namen bekommt.
Beide Brüder durchlebten eine Kindheit mit traumatischen Erfahrungen, das Trauma der Kindheit verfolgt sie und verbindet sie: der Tod des kleinen Bruders. Ihr Leben, welches durch den Autor fixiert wurden ist, ist geformt von Drogen, Gewalt und Einsamkeit. Sie sind nicht in der Lage einen Haltepunkt in ihrem Leben zufinden.
Martin, der Neffe von Nick, gibt seinen Bruder zwar Halt, doch ist er nicht in der Lage von seiner Sucht loszukommen. Er verschafft sich und Martin gegen Ende des Romans ein normales Leben, dieses ist jedoch nur möglich indem er Drogen verkauft. Martin könnte eine Zukunft besitzen doch die äußeren Umstände werden es verhindern.
Der Schreibstil, der inneren Monologe und der dokumentarischen Aufarbeitung eines Tages durchzieht den ganzen Roman. Die Darstellung des Milieu, indem die Brüder leben, gleicht der naturalistischen Schreibweise. Damit kommt es zu einer Verschmelzung des Naturalismus und des expressionistischen Großstadtromans. Der Roman setzt keine Wertung und keine Kritik, diese wird dem Leser überlassen, denn dieser Roman kann nicht nur gelesen werden.
Man tut, was man kann
Autor/in: Hans Rath
Paul tut alles für seine Freunde, doch was wird für Paul getan, dass wird im Roman nicht beantwortet. Die Handlung des Buches ist schlicht und doch genial: vier Männer und ein Hund gründen ungewollt eine WG und sind alle auf der Suche nach der Liebe. Paul versucht die Probleme anderer zu lösen und kommt selber oft zu kurz oder zu spät. Die ironischen Dialoge der WG zeichnen ein Bild von Männern, die die gleichen Probleme haben wie Frauen, nur gehen sie anders damit um, ungezwungen und offen.
Der Autor versteht es, in einen saloppen Schreibstil den Leser mitzureißen und in null Komma nichts, ist das Buch beendet, obwohl man sich wünscht, dass endlos weitergeht. Ein geniales Buch für ein verregnetes Wochenende.
Die Fehde der Königinnen
Autor/in: Eva Maaser
Eva Massers Roman „Die Fehde der Königinnen“ ist spannend und mitreißend. Der Schreibstil ist fließend und sehr plastisch.
Wittiges und Brunichild lernen sich in Toledo kennen, ihre Lebensgeschichte wird im Roman erzählt. Der Plot führt den Leser in das frühe Mittelalter, in eine Zeit in der es in Europa zu einer Neuordnung kommt. Die Vormachtstellung der Römer ist beendet, sie hinterlassen ihren Nachfolgern ihre Kultur und ihre Gesetze. Der Autorin ist es gelungen dieses Erbe in ihren Roman aufzunehmen. Ebenso bemüht sie sich den Glaubensstreit darzustellen, welcher erst im 7.Jh. offiziell beendet wurde. Die historische Glaubwürdigkeit ihrer handelnden Figuren stimmen teilweise mit der Quellenlage überein und so beleuchtet der Roman eine bisher vernachlässigte Zeit, denn die meisten historischen Romanen spielen im Hochmittelalter. Ein Glossar der Personen und eine Karte wären beim Lesen hilfreich, statt des Klappentextes. Die Handlung des Romans erinnert weder an die Nibelungensage /Lied, noch passt der Titel, dies wären die größten Kritikpunkte.
Gegen Ende des Romans häufen sich Ereignisse, welche nicht 100% geklärt werden, daraus könnte man schließen, dass es eine Fortsetzung gibt. Diese Fortsetzung könnte Vergleichbar zu Rebecca Gablé sein.
Gesellschaftsspiele
Autor/in: Louise Jacobs
Wer hat Leo Becker getötet? Niemand – die Gesellschaft, der er sich verschrieben hat – die Liebe, - die Kunst. Alle Antworten findet man im Roman „Gesellschaftsspiele“.
Der Roman beginnt mit dem Tod von Leo oder besser mit seiner Beerdigung. Zuerst dachte ich welch eine Einleitung und mit der Zeit des Lesens begriff ich warum diese Entscheidung, der Protagonist muss sich nicht mehr entscheiden, es ist schon entschieden worden. Wie vieles im Leben von Leo Becker. Der Künstler besitzt keine Freiheit mehr, er ist Bestandteil eines Marktes geworden. Die vormalige Abhängigkeit vom Mäzen, hat neue Züge erhalten. Vergleicht man diese Kritik des Romans mit den Aussagen von Hanno Rautenberg „Und das ist Kunst?! Eine Qualitätsprüfung“ sind Ähnlichkeiten zu erkennen. Die Frage ist nur, wenn die Krise in diese Szene einbricht, gibt es dann wieder Kunst?
Die Geschichte des Romans ist eine Reflektion einer Künstlerbiographie. Der Schreibstil der Autorin ist selbstsicher und verspielt. In kursiven Texteinschüben begegnen dem Leser lyrische Textzeilen, die an Gedichte und Lieder erinnern. Die Beschreibung der Orte an denen sich Leo aufhält lassen sofort erkennen, dass er sich auf dem Lande wohler fühlt.
Die Liebe ist der rote Faden im Roman. Leo sucht sie und findet sie. Dennoch ist der Roman nicht kitschig, er ist großartig. Ein Lesevergnügen!
Daheimbleiben kann jeder
Autor/in: Thomas Baumann
Dieses Buch muss und kann man nicht am Stück lesen. Besser: Inhaltsverzeichnis aufschlagen und die lustigste Überschrift wählen und erst mal nur diese Geschichte lesen. Der Schreibstil soll lustig, komisch oder unterhaltsam sein, dies gelingt dem Autor und seinen Co-Autoren nur manchmal, daher langweilen manche Geschichten. Die Idee die hinter diesem Buch steckt ist gut nur leider fehlt es an der Umsetzung.
Das Buch eignet sich für die Fahrt im Bus zur Arbeit. Vielleicht würde das Buch als Hörbuch mit tollen Stimmen meine Meinung ändern, zum Lesen kann ich dieses Buch nicht empfehlen.
Caravaggios Geheimnis
Autor/in: Tilmann Röhrig
Der neue Roman von Tilmann Röhrig führt den Leser in die Welt der Malerei des 17. Jahrhundert. Der Protagonist des Romans ist Caravaggio, ein Geist, der die damaligen Werte der Kunst veränderte und neue Wege einschlug. Prolog und Epilog bilden eine Einheit, in ihnen wird der Diebstahl eines Altargemäldes von Caravaggio beschrieben. Dadurch erhält der Leser Zugang zum Künstler, er wird Real, denn er hat Spuren hinterlassen. Im ersten Kapitel beginnt der Plot der Vita von Caravaggio, die sich an den bekannten Fakten orientiert. Der Roman erweckt den Anschein autobiographisch zu sein, da sich die fiktionalen Elemente nicht von den realen unterscheiden. Der Erzählmodus erinnert an eine kunsthistorische Interpretation, in der jedes noch so kleine Detail analysiert wird. Caravaggio bleibt für den Leser unantastbar, diese Unnahbarkeit wird durch die Charakterisierung der Figur bestärkt. Warum beschreibt Röhrig ihn nicht weicher und gefühlvoller? Er kann es nicht, weil er sonst von der bekannten Biographie abweichen muss und er einen neuen Caravaggio erschaffen würde. Auffallend im Roman sind die detaillierten Beschreibung von Caravaggios Gemälden. Die Geschichte zur Entstehung des Amors war wundervoll, im Kopf hatte ich immer das Gemälde „Amor als Sieger“, welches in Berliner zu sehen ist. Dieses Gemälde und die Geschichte waren ein Einklang von Poesie und Malerei. Jener Amor wurde Synonym im Roman von Hans-Ulrich Treichel „Der irdische Amor“ und so schaffte es der Geist von Caravaggio in die moderne Literatur.
Die politischen Besonderheiten, insbesondere die kirchlichen Debatten der Weltanschauung wurden als Hintergrundinformationen geschickt in die Handlung eingebaut. Diese Dispute eröffneten der Malerei neue Motive, die die jungen Künstler bereitwillig aufnahmen und dadurch mit den traditionellen Akademien in Konflikt gerieten. Der Künstlerstreit jener Zeit kann im Roman nachvollzogen werden. Röhrig benutzte einen Schreibstil der sich von anderen Autoren des Genre historischer Roman, abhebt. Er benutzt keinen liebevollen Protagonisten, der Sympathisch ist. Sein Roman beschreibt die Zeit in der Caravaggio gelebt hat und benutzt Caravaggio als roten Faden. Das Geheimnis von Caravaggio wird nicht gelöst, es wird zur Frage nachdem man den Roman gelesen hat: ist es der Ort an dem sich die „Nativitá“ heute befindet, ist es die Bisexualität des Künstlers oder sind es seine Gemälde, die bis heute eine große Wirkung auf den Betrachter erzielen.
der Gartenkünstler
Autor/in: Ralf Günther
Der neue Roman von Ralf Günther vereint Züge des Briefromans und des historischen Genre. Der vielversprechende Plot schraubt die Erwartungshaltung sehr hoch und nähert sich nur sehr zaghaft dem Werk von Pückler. Die Umschlaggestaltung und der Einband sind grandios und man merkt, dass mit sehr viel Liebe daran gearbeitet wurde, denn nur das Betrachten von beiden steigern schon die Kauf – und Lesehaltung, doch leider kann der Inhalt des Buches nicht überzeugen. Pückler und der Ich-Erzähler nähern sich im Vorspiel und die echten Pückler-Briefe werden gefunden, diese werden nun endlich veröffentlicht. Der Inhalt dieser Briefe unterscheiden sich grundlegend von denen die bisher bekannt waren. Pückler wird ein ratloser Held, der die Suche nach einer finanzstarken Mitgift aufgibt. Er bricht von Bad Muskau unter keinen guten Stern auf, schon die Überfahrt ist von Unwettern gezeichnet. Der erste Blick auf London zeigt, dass die industrielle Revolution, die Stadt in ein Moloch der Düsterkeit verwandelt hat. Das Düstere, das Unheimliche bleibt und Pückler gerät in den Bannkreis des Bösen, nur die Liebe zu seiner (Ex)Frau Schnucke hält ihn aufrecht.
Der Schreibstil ist teilweise ermündend und wird nur durch den englischen Witz aufgebrochen, die Handlung schleppt sich deshalb dahin. Durch die Einschübe von realen Begegnungen wirkt der Roman realistisch und greifbar, doch diese Momente können die banale Handlung nicht aufwerten. Der Roman ist nicht ausgereift und hätte mehr Esprit gebraucht.